In diesen Wochen können wir gut erfahren, was es bedeutet, wenn Gewohnheiten und grundsätzliche Aspekte des Lebens sich plötzlich verändern. Wenn wir einen neuen Weg finden müssen, um Nähe und Verbundenheit zu leben, wenn ein tägliches Gesehen- und Gehörtwerden einem Rückzug weicht. Meinungen und Positionen in allen Medien versuchen, neu einzuordnen. Doch am Ende des Tages stehen wir vor einer neuen unerklärlichen Erfahrung.
Patanjali schrieb in seinen Yoga Sutras bereits über das sogenannte Samyoga, das Festhalten und Identifizieren. Dazu gehören auch unsere Lebenskonzepte und Ideologien. Doch Vertrauen wählt einen anderen Weg. Um Vertrauen im Leben zu erlangen, müssen wir lernen zu unterscheiden: zwischen dem Wissen und der Hingabe an das Unbegreifliche. Und wir müssen lernen zu verstehen, welche leidvollen Spannungen uns daran zu hindern, das Leben in seiner existenziellen Echtheit zu leben.
Diese leidvollen Spannungen nennt Patanjali: die Kleshas. Die Kleshas beschreiben die angeborene Art, wie wir die Welt wahrnehmen. Zunächst sind sie wichtig, um überleben zu können. Doch sie sind ambivalent, denn sie hindern uns daran, zu erkennen.
Die fünf Kleshas sind: Nichtwissen, Ichverhaftung, Begierde, Hass und Selbsterhaltungstrieb.
»Selbsterhaltung ist das subtilste aller Leiden. Man findet es sogar bei den Weisen.«
Zu dem fünften Klesha, dem Selbsterhaltungstrieb – abinivesa -, schrieb Patanjali im zweiten Kapitel seiner Yoga Sutras (Vers 9): "Selbsterhaltung oder das Haften am Leben (ist das subtilste aller Leiden). Man findet es sogar bei den Weisen." Yoga Sutras, Teil II, Vers 9 (Übersetzung B.K.S. Iyengar). Abinivesa ist ein hartnäckiges Festhalten an dem triebhaften Instinkt der Selbsterhaltung: Man kann sich an seinem Verschwinden nicht erfreuen, man kann selbst an dem Verlust der eigenen Wichtigkeit keinen Gefallen finden und es wird dem Tod gleichgesetzt. Die eigene Bedeutsamkeit und Wichtigkeit wird so zum Motor des eigenen Daseins.
Dieses Sutra konfrontiert uns mit dem zentralen Paradox menschlichen Lebens und stellt alle anderen leidvollen Spannungen in den Schatten. Der Mensch begreift, dass sein Wissen begrenzt ist und daher nicht geeignet, um die gesamte Wirklichkeit des Lebens zu begreifen. Und er glaubt, dass diese Begrenzungen überwunden werden können, indem er Wissen sammelt, untersucht, experimentiert. Der Mensch erweitert ständig seine Weltanschauung, die außer Frage steht. Doch der Yoga stellt diese ganz tief verwurzelte Überzeugung infrage, denn jede Beobachtung, Untersuchung oder jedes systematische Denken ist trügerisch. Um objektiv und realistisch zu sein, müsste jede Beobachtung rein sein, nicht zerstreut oder abgelenkt, ohne Motiv oder Urteil. Ein Aspekt, der zum Beispiel auch in der Fotografie eine große Rolle spielt. Jedes Bild ist eingefärbt von der Geschichte, den Motiven und Erfahrungen des Fotografierenden.
Die Yoga Sutras besagen, dass diese leidvollen Spannungen aufhören müssten, damit wir die Dinge sehen können in ihrer existenziellen Wahrheit. Möchten wir uns von den Kleshas lösen, können wir üben, verletzte Gefühle zu erkennen und zu heilen, wir können beginnen, das Gesehene vom Sehenden zu trennen und wir können in unserer Meditation zum Beobachter unserer Gedanken und Gefühle werden.
Vielleicht magst du einmal ausprobieren, wie sich diese Gedanken anfühlen, wenn du in die Stille kommst:
In dir gibt es eine Stille. Und wo die Stille ist, gibt es keine Angst. Wenn du dort bist, besitzt du nichts, was du verlieren kannst. Dort gibt es kein Haben, sondern nur Sein. Lass die Stille deine Verbündete werden, halte sie aus und breite dich in ihr aus.
In diesen Wochen können wir gut erfahren, was es bedeutet, wenn Gewohnheiten und grundsätzliche Aspekte des Lebens sich plötzlich verändern. Wenn wir einen neuen Weg finden müssen, um Nähe und Verbundenheit zu leben, wenn ein tägliches Gesehen- und Gehörtwerden einem Rückzug weicht. Meinungen und Positionen in allen Medien versuchen, neu einzuordnen. Doch am Ende des Tages stehen wir vor einer neuen unerklärlichen Erfahrung.
Patanjali schrieb in seinen Yoga Sutras bereits über das sogenannte Samyoga, das Festhalten und Identifizieren. Dazu gehören auch unsere Lebenskonzepte und Ideologien. Doch Vertrauen wählt einen anderen Weg. Um Vertrauen im Leben zu erlangen, müssen wir lernen zu unterscheiden: zwischen dem Wissen und der Hingabe an das Unbegreifliche. Und wir müssen lernen zu verstehen, welche leidvollen Spannungen uns daran zu hindern, das Leben in seiner existenziellen Echtheit zu leben.
Diese leidvollen Spannungen nennt Patanjali: die Kleshas. Die Kleshas beschreiben die angeborene Art, wie wir die Welt wahrnehmen. Zunächst sind sie wichtig, um überleben zu können. Doch sie sind ambivalent, denn sie hindern uns daran, zu erkennen.
Die fünf Kleshas sind: Nichtwissen, Ichverhaftung, Begierde, Hass und Selbsterhaltungstrieb.
»Selbsterhaltung ist das subtilste aller Leiden. Man findet es sogar bei den Weisen.«
Zu dem fünften Klesha, dem Selbsterhaltungstrieb – abinivesa -, schrieb Patanjali im zweiten Kapitel seiner Yoga Sutras (Vers 9): "Selbsterhaltung oder das Haften am Leben (ist das subtilste aller Leiden). Man findet es sogar bei den Weisen." Yoga Sutras, Teil II, Vers 9 (Übersetzung B.K.S. Iyengar). Abinivesa ist ein hartnäckiges Festhalten an dem triebhaften Instinkt der Selbsterhaltung: Man kann sich an seinem Verschwinden nicht erfreuen, man kann selbst an dem Verlust der eigenen Wichtigkeit keinen Gefallen finden und es wird dem Tod gleichgesetzt. Die eigene Bedeutsamkeit und Wichtigkeit wird so zum Motor des eigenen Daseins.
Dieses Sutra konfrontiert uns mit dem zentralen Paradox menschlichen Lebens und stellt alle anderen leidvollen Spannungen in den Schatten. Der Mensch begreift, dass sein Wissen begrenzt ist und daher nicht geeignet, um die gesamte Wirklichkeit des Lebens zu begreifen. Und er glaubt, dass diese Begrenzungen überwunden werden können, indem er Wissen sammelt, untersucht, experimentiert. Der Mensch erweitert ständig seine Weltanschauung, die außer Frage steht. Doch der Yoga stellt diese ganz tief verwurzelte Überzeugung infrage, denn jede Beobachtung, Untersuchung oder jedes systematische Denken ist trügerisch. Um objektiv und realistisch zu sein, müsste jede Beobachtung rein sein, nicht zerstreut oder abgelenkt, ohne Motiv oder Urteil. Ein Aspekt, der zum Beispiel auch in der Fotografie eine große Rolle spielt. Jedes Bild ist eingefärbt von der Geschichte, den Motiven und Erfahrungen des Fotografierenden.
Die Yoga Sutras besagen, dass diese leidvollen Spannungen aufhören müssten, damit wir die Dinge sehen können in ihrer existenziellen Wahrheit. Möchten wir uns von den Kleshas lösen, können wir üben, verletzte Gefühle zu erkennen und zu heilen, wir können beginnen, das Gesehene vom Sehenden zu trennen und wir können in unserer Meditation zum Beobachter unserer Gedanken und Gefühle werden.
Vielleicht magst du einmal ausprobieren, wie sich diese Gedanken anfühlen, wenn du in die Stille kommst:
In dir gibt es eine Stille. Und wo die Stille ist, gibt es keine Angst. Wenn du dort bist, besitzt du nichts, was du verlieren kannst. Dort gibt es kein Haben, sondern nur Sein. Lass die Stille deine Verbündete werden, halte sie aus und breite dich in ihr aus.
©2019, Alexandra Gomez. Alle Rechte vorbehalten.